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story making
In Hamburg wird eine Geschichte erzählt von der ausufernden Drogenkriminalität auf St. Pauli, von Afrikanern, die auf der Straße aggressiv Drogen verkaufen und sogar Kinder ansprechen würden (laut Mopo) und von der dringenden Notwendigkeit, dass die Polizei dagegen vorgehen müsse, mit einer eigens eingerichteten Task Force.
Diese Geschichte ist eine erfolgreiche Geschichte. Sie wird in einhelligem Tenor aufgegriffen, erzählt und wiederholt in regelmäßigen Berichten der lokalen Medien, die spektakuläre und in Szene gesetzte Festnahmen von sog. Drogendealern und Drogenrazzien schildern. Diese Geschichte findet Gehör in der Leserabstimmung der Mopo, die dem harten Vorgehen der Polizei gegenüber den „Kiezdealern“ deutlich zustimmt, und diese Geschichte dient so manchen Nachbar_innen auf St. Pauli, um Diebstahl, Schlägereien, Sexismus, Uringestank und was noch so alles rund um die Reeperbahn nerven kann zu erklären und endlich Schuldige dafür zu finden.
Diese Geschichte könnte auch ganz anders erzählt werden….
Wir könnten die Geschichte mit der Kolonialzeit beginnen, mit dem transatlantischen Sklavenhandel und der wirtschaftlichen Ausbeutung der Westküste Afrikas. Wir könnten uns die gegenwärtigen ökonomischen Unterschiede auf der Welt ins Bewusstsein rufen und die politische Lage in den Herkunftsländern der Menschen betrachten, die hier auf den Straßen stehen, und über unterschiedlichen Zugang zu Bildung, Gesundheitsversorgung und den Aufbau von Perspektiven im Leben sprechen.
Wir können den Geschichten zuhören, die auf der Straße erzählt werden, von Männern, die zum Teil seit Jahren auf der Reise sind und über deren Beweggründe, die sie nach Deutschland geführt haben. Von manchen, die in Libyen gearbeitet haben und dort vor dem Bürgerkrieg nach Europa geflohen sind, um nicht ermordet zu werden, und von anderen, die nach verschiedensten Zwischenstationen, in Spanien, Italien und anderen Ländern, versuchen, hier eine Lebensgrundlage für ihre Familie im Herkunftsland zu verdienen.
Wir könnten sehen, dass hier Menschen stehen und tagein tagaus einer Arbeit nachgehen unter widrigsten Bedingungen, verschiedensten Wetterlagen, unzählig viele Stunden, unter ständigem Stress, bei dieser Arbeit erwischt zu werden, und unter Pöbeleien von Reeperbahnbesucher_innen, die mal ein bisschen Aggressionen loswerden wollen.
Wir würden Menschen zuhören, die in Lagern in Deutschland untergebracht sind, mit vielen Menschen auf engstem Raum ohne Privatsphäre, schlechten sanitären Bedingungen und mangelhafter Gesundheitsversorgung. Lager, die sich an Orten in der Nähe von Magdeburg oder Halle befinden, mit so traurigen Adressen wie „An der Autobahn“ oder „Im Felde“. Orte, vor denen schon 2006 zur Fußball-WM in Deutschland gewarnt wurde, da sie als No-Go-Areas für Migrant_innen gelten. Was für die einen eine Zeitungsmeldung ist, bedeutet für andere bedrohliche Realität.
Wir könnten darüber reden, dass Menschen aus diesen Lagern, aus der Perspektivlosigkeit, in die sie von der deutschen Gesetzgebung gedrückt werden, ohne Arbeitserlaubnis, ohne Berechtigung auf Deutschkurse, mit Wohnortbegrenzung und zum Nichtstun verdammt, in die Großstädte wie Hamburg kommen und versuchen, hier das Beste aus ihrem Aufenthalt zu machen.
Obdachlos, bei Freunden oder in völlig überteuerten Zimmern wohnend, beinhaltet häufig der Rucksack die gesamten Besitzstücke. Doch nicht einmal die eigenen Hosentaschen sind sicher. Bei Polizeikontrollen werden regelmäßig Handys und alles Geld abgenommen, als Tatbegehungsmittel für Drogenhandel deklariert und für Monate nicht mehr zurück gegeben. Menschen, die nicht mehr als einen Rucksack mit sich führen und häufig auf der Straße schlafen, wird somit das letzte Geld und das Mobiltelefon als zentrales Kontaktmittel zu Familie und Freunden entwendet.
In den Geschichten, die auf der Straße erzählt werden, äußert sich der Wunsch nach einer Arbeitsstelle, Deutsch zu lernen, eine Lebensgrundlage aufbauen zu können und die Familie im Herkunftsland zu unterstützen. Schon jetzt fließt das wenige Geld in das Schulgeld von Geschwistern und in die Unterstützung der Familie.
Auch Bewohner_innen der Hafenstraße bekommen zunehmend die Verdrehung der Geschichte zu spüren. Seit Herbst 2015 überfiel die Polizei mit fadenscheinigen Begründungen dreimal Privaträume der Häuser, zuletzt mit einem Polizeiaufgebot von 3 Hundertschaften und dem Versuch, eine WG als Drogendealer-Service-Point zu diffamieren.
Es ist eine politische Entscheidung, Menschen eine Zukunftsperspektive und die Teilhabe an verschiedensten gesellschaftlichen Bereichen zu verwehren.
Auch ist es eine politische Entscheidung, Fluchtgründe nicht mehr als solche anzuerkennen und die europäische Abschottungspolitik weiter auszubauen.
Es hat eine politische Wirkung, eine völlig andere Geschichte zu erzählen. Wessen Geschichten erzählt und gehört werden, hängt stark von gesellschaftlichen Machtverhältnissen ab. Dies ist derzeit in Hamburg gut zu beobachten, wo weiterhin die Geschichte der Bekämpfung von Drogenkriminalität machtvoll inszeniert und mit einem irrsinnigen Polizeiapparat vollzogen wird, während die Geschichten der Menschen auf der Straße, Ursachen, Beweggründe und reale Lösungsansätze überdeckt werden.
workshop bei den Lelka & Mania Workshoptage im Gängeviertel
Rassistischen Polizeikontrollen – Alltag in St.Pauli Süd
Seit vielen Jahren wird in St.Pauli Süd mit Cannabis und anderen illegalisierten Drogen gehandelt. Ein Umstand der bis vor zwei Jahren, neben allen möglichen anderen gesetzeswiedrigen Situationen in diesem Stadtteil, kaum auffiel. Doch seit 2014 hat sich das Bild gewandelt. Nicht nur die Verkäufer sind mehr geworden, vor allem die Beschwerden der AnwohnerInnen haben zugenommen. Demonstrativ wurde im Frühjahr 2016 dagegen eine eigene Taskforce der Polizei ins Leben gerufen. Jagdszenen und Razzien sind seither Alltag im Szenekiez. Was das alles mit Rassismus zu tun hat und wieso es kein Zufall ist, daß sich am 18.2.2016 Yaya Diabi in Untersuchungshaft das Leben nahm – darüber wollen wir mit Euch reden.
Ein workshop zu kollonialen Bilderwelten, racial profiling und nachbarschaftlichem Umgang in St.Pauli Süd.
Anwohner_innen Initiative Balduintreppe
Pressemitteilung des Recht-auf-Stadt-Vernetzungstreffen zum Polizeiübergriff auf eine der Teilnehmer*innen in der Hafenstrasse am 9.8.2016
Aus aktuellem Anlass fand das Recht-auf-Stadt-Vernetzungstreffen am Dienstag, den 9.8.2016, in dem Wohnprojekt Plan B statt. Damit wollten wir unsere Solidarität mit den Bewohner*innen und Nachbar*innen zeigen, deren Alltag durch massive Polizeipräsenz gestört wird.
Zu Beginn unseres Treffens informierte uns eine Teilnehmerin des Plenums über die aktuelle Situation der täglichen Kontrollen seitens der Polizei rund um die Hafenstraße. Kurz darauf, nachdem sie das Treffen verlassen hatte, wurden wir von einem lauten Schrei aufgeschreckt.
Auf dem Heimweg war die Teilnehmerin Menschen begegnet, die sich von dem zeitgleich stattfindenden Polizeieinsatz in der Hafenstraße bedroht gefühlt hatten. Die Teilnehmerin ging der Beschwerde nach und erkundigte sich bei zwei Beamten nach deren Dienstnummer. Unmittelbar nachdem sie diese erhalten hatte, wurde jedoch die Teilnehmer*in selbst Ziel einer Polizeikontrolle. Als wir auf ihre Rufe hin nach draußen gingen, um ihr zur Hilfe zu eilen, wurde uns mit Ingewahrsamnahme gedroht.
Wir betrachten dies als einen gezielten Einschüchterungsversuch seitens der Polizei in Momenten, in denen Menschen sich einmischen und nicht hinnehmen, dass die Polizeikontrollen hier zum Alltag werden.
Wir rufen dazu auf, sich solidarisch mit den Bewohner*innen der Hafenstraße und Betroffenen der Polizeikontrollen zu zeigen und öffentliche Räume wie z.B. die Balduintreppe kreativ zu beleben.
Schluss mit rassistischen Kontrollen in St. Pauli, Schanze, St. Georg
und anderswo!
Für ein Bleiberecht und eine Arbeitserlaubnis für alle!
Das Plenum des Netzwerks Recht auf Stadt vom 9. August 2016
Recht auf Stadt Hamburg ist ein Netzwerk von rund 40
Mieter*innen-Initiativen sowie stadtpolitischen Gruppen und Projekten.
Elements of terror
1. unverhältnismäßig
Es wird im Allgemeinen als eine wichtige Grundlage des zivilen Zusammenlebens empfunden, dass zwischen dem eigenen Tun, und der Reaktion auf dieses durch andere eine Verhältnismäßigkeit besteht, im Guten, aber auch bei Verstößen gegen allgemeine Regeln. So kann das Überqueren einer roten Ampel in Hamburg möglicherweise ein Bußgeld nach sich ziehen ebenso wie das unentgeltliche Benutzen des ÖPNV. Die Bestrafung des Verstoßes gegen die Regelung (hier: nicht bei Rot über die Ampel gehen) muss dabei allerdings einer anerkannten Verhältnismäsßigkeit folgen, um noch als gerecht empfunden zu werden. Das öffentliche Auspeitschen von Rot-Sünder_innen würde wohl kaum einen gesellschaftlichen Rückhalt finden, auch wenn die Kommentare der am Gehsteig verbleibenden Normkonformist_innen nicht selten auf anderes schließen lässt.
2. willkürlich
Neben dieser Konvention der Verhältnismäßigkeit gilt es auch als Grundsatz, dass die Sanktion, die Strafe, immer gleichartig ausfallen muss und nicht willkürlich sein darf, also nicht je nach Lust und Laune zwischen Bußgeld und Prügelstrafe schwanken darf.
3. zielgerichtet
Als Terror lässt sich vor diesem Hintergrund eine Situation beschreiben, in der auf Handeln eine Sanktion erfolgt, die unverhältnismäßig und willkürlich ist, also das Gegenteil einer zivilen Reaktion auf einen Normverstoß. Ziel von Terror ist denn auch nicht das zukünftig gesetzeskonforme Verhalten der Betroffenen, das „Lernen“ aus einem Fehler, sondern das Gegenteil. Terror soll verunsichern, zermürben und aufreiben, Terror soll Menschen dazu bringen, zu flüchten, auszuweichen, zu verschwinden, das Gemeinwesen zu verlassen.
Seit vielen Jahren gibt es in der BRD, wie auch weltweit, eine intensive Diskussion darüber, wie mit dem Besitz und dem Handel von Betäubungsmitteln umgegangen werden soll. In der bundesdeutschen Gesellschaft hat es sich etabliert, den Besitz und den Handel der statistisch gesehen gesundheitsschädlichsten Droge, Alkohol, nicht zu sanktionieren, wohl aber den Besitz oder Handel mit anderen bewusstseinsverändernden Substanzen. Cannabis wird von all den möglichen Suchtmitteln gemeinhin als die am wenigsten schädliche Substanz begriffen. Weite Teile der Gesellschaft fordern daher, den Besitz und Handel mit Cannabis ähnlich wie den von Alkohol straffrei zu lassen, also nicht zu sanktionieren. Eine Diskussion, die im Übrigen in vielen anderen Ländern bereits zu einer Legalisierung von Cannabis geführt hat. Schon heute zieht der Besitz einer geringen Menge Cannabis ( laut eines Vertreters der Polizeigewerkschaft auf einer öffentlichen Veranstaltung in Hamburg bis zu 10 g) lediglich eine Sanktion wie beim Missachten einer roten Ampel oder dem Fahren ohne Bahnticket nach sich.
Im „Krieg gegen die Drogen“
Vor diesem Hintergrund ist es erklärungsbedürftig, wenn Menschen für den Besitz oder den Handel einer geringen Menge Cannabis von als Flaschensammlern verkleideten Zivilbeamten verprügelt und gejagt werden, wenn statt eines Bußgeldes Untersuchungshaft von mehr als einem Monat verhängt wird, wenn Wohnungen von Spezialeinheiten unter vorgehaltener Waffe durchsucht werden.
Das Vorgehen der Polizei gegen die sog. „Drogenszene“ in St. Pauli Süd, ist nach dem oben beschriebenen Kriterien in seinen Maßnahmen absolut willkürlich, hat jede Verhältnismäßigkeit längst hinter sich gelassen und kann folglich nur noch als Terror bezeichnet werden.
Elemente von Terror statt Strafverfolgung
Der Hamburger Senat hat nach eigenen Aussagen der sog. Drogenszene den Krieg erklärt und setzt dabei Elemente von Terror gezielt ein, um Menschen zu zermürben und zu vertreiben. Nicht die Strafverfolgung, nicht die gerichtlichen Strafen, die angesichts der geringen Mengen festgestellter Betäubungsmittel (BtM) auch nur gering ausfallen können, sind dabei das Mittel der Wahl, sondern der brutale und willkürliche Terror der Polizei – polizeiliches Handeln als eine Spielart des Standrechtes.
Das Problem heist Rassismus
Dieser Polizeiterror richtet sich offensichtlich gegen die schwarzen Menschen im Stadtteil, die anscheinend auch von einigen Anwohner_innen als „störend“ empfunden werden. Ein Anliegen, dass dem Grunde nach rassistisch ist, denn allen Bewohner_innen des Stadtteils ist klar, dass seit mehr als 30 Jahren an der Balduintreppe gedealt wird, und dass nicht abzusehen ist, daß sich an der Nachfrage etwas ändern wird. Es geht bei diesem „Krieg“ also nicht um Drogen, sondern um die Menschen, die sie verkaufen.
Vom Krieg gegen die Drogen zum Krieg gegen die Menschen
Bereits im Jahr 2001 führte der damalige SPD Innensenator Scholz seinen Krieg gegen die Drogen und etablierte in Hamburg die Folter mit Brechmitteln – wenige Monate später kam Achidi John dabei um. Seitdem sind 15 Jahre vergangen und noch immer ist rassistischer Polizeiterror das sozialdemokratische Mittel der Wahl, wenn es um Drogenpolitik geht. Der Tod von Jaja Diabi, der im Frühjahr 2016 im Rahmen dieses Polizeiterrors in Untersuchungshaft zu Tode kam, markiert einen neuen Tiefpunkt dieser Entwicklung und macht einmal mehr deutlich, dass auch eine Drogenpolitik, die seit mehr als 15 Jahren auf der Stelle tritt, über Leichen gehen kann.
Kofi Annan, ehemaliger UN-Generalsekretär, und alles andere als Pazifist, hat im Jahr 1998 den Krieg gegen die Drogen in den Mittelpunkt seiner Politik gestellt.
Im Jahr 2016 kommt er rückblickend zu der Einsicht, dass der Krieg gegen die Drogen längst zu einem Krieg gegen Menschen geworden ist. Eine Einsicht, der sich die Hamburger Sozialdemokratie wieder besseren Wissens beharrlich verschließt.
Stellungnahme der Bewohner_innen des Plan B zur Hausdurchsuchung am 18.07.2016
Am 18.07.2016 drang ein martialisches Polizeiaufgebot bestehend aus über 250 Polizist_innen der Bereitschaftspolizei sowie Spezialeinheiten wie die Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit mit schwerem Gerät und schwerer Bewaffnung wie Maschinenpistolen in unser Wohnprojekt „Plan B“ in der Hafenstraße ein. Mehrere Dutzend vermummte Beamt_innen bedrohten Bewohner_innen und andere anwesende Personen in einer unserer Wohnungen teilweise mit vorgehaltener Schusswaffe, nachdem diese dazu aufgefordert wurden, sich mit erhobenen Händen zu zeigen. Zeitgleich fand der bisher massivste Polizeieinsatz im Hinterhof des Wohnprojektes neben der Hafenvokü statt, bei dem rund 30 Personen brutal festgenommen und in Handschellen abgeführt wurden. Beim Eindringen in den Hinterhof wurde das unverschlossene Tor niedergerissen und der Hinterhof komplett verwüstet.
Grundlage der Durchsuchung war ein fadenscheiniger Durchsuchungsbeschluss, der sich gegen eine unbekannte Person in einem nicht eindeutig beschriebenen Raum richtete, die einer anderen unbekannten Person, die vor mehreren Monaten eine geringe Menge Marihuana verkauft habe, Unterschlupf gewährt haben soll. Bei der Durchsuchung wurden in unserem Haus keinerlei Drogen sichergestellt. Offensichtlich soll hier durch haltlose Tatvorwürfe das Bild konstruiert werden, dass wir in Drogenhandel involviert sind, um uns durch unverhältnismäßige Repression einschüchtern zu können.
Angesichts des vagen Vorwurfes und der Tatsache, dass nichts Relevantes gefunden wurde, wird klar, dass sich diese Durchsuchung nicht gegen eine tatsächlich begangene Straftat richtete, sondern einzig und allein der Einschüchterung der Bewohner_innen des Hausprojektes diente. Der heutige Polizeieinsatz stellt bislang den Höhepunkt einer Militarisierung des Stadtteils dar, den wir in den vergangenen Monaten beobachten konnten. Nahezu täglich werden Menschen von der Polizei durch St. Pauli gejagt, zu Boden geworfen und brutal festgenommen. Zur Erinnerung: das Revier der Davidwache hat mittlerweile die höchste Polizeidichte Deutschlands.
Offenbar war es das Interesse der Hamburger Polizei, ihre Macht zu demonstrieren, weil wir die Geflüchteten in unserer Nachbarschaft wie Menschen behandeln, unabhängig davon, ob sie aufgrund der unmenschlichen europäischen Flüchtlingspolitik dazu gezwungen sind, illegalisierten Tätigkeiten nachzugehen. Dass der Krieg gegen Drogen einzig und allein ein Krieg gegen Menschen ist, wird direkt vor unserer Haustür tagtäglich offensichtlich. Wir werden uns auch weiterhin solidarisch mit den Betroffenen dieses sogenannten Krieges verhalten und das Verhalten der Polizei, auch weiterhin als das benennen, das es ist: Rassismus.
Die Bewohner_innen des Wohnprojekts Plan B
Veranstaltung zum Tod von Laye Condé 6.7.2016
Der Vortrag der Initiative in Gedenken an Laye Condéhttps://initiativelayeconde.noblogs.org/ war sehr eindrücklich und macht nachdenklich. Zum Einen war da die genaue Schilderung des Brechmitteleinsatzes in Bremen von 1991 bis 2004 am Beispiel des Einsatzes gegen Laye Condé. Bedrückend dabei, wie häufig in diesem Einsatz die Polizei oder der Arzt sich dafür entschieden die Brechmittelfolter über Stunden immer wieder fortzusetzen, obwohl Condé kollabierte und nur mit Mühe am Leben gehalten werden konnte. Bedrückend auch, das diese Praxis mehr als 1000 Mal in Bremen durchgeführt wurde, auch noch nach dem Tod von Achidi John in Hamburg. Bedrückend darüber hinaus die Kumpanei des Bremer und Hamburger Brechmittelkomplexes, die sich gegenseitig deckten. So sagte Klaus Püschel, der die Brechmitteleinsätze in Hamburg zu verantworten hatte, als Gutachter bei Prozessen zu Bremer Brechmitteleinsätzen aus. Und ähnlich wie in Hamburg wurde nie jemand für die menschenverachtende Brechmittelfolter zur Verantwortung gezogen. Keine Polizeibeamten, keine beteiligten Ärzte keine Politiker_innen. Wie in Bremen sind die meisten Akteure heute noch Amt und Würden, wie der Hamburger Innensenator Scholz, der heute erster Bürgermeister ist oder der ehemalige Bremer Innensenator Thomas Röwekamp der heute Chef der CDU Fraktion in der Bremer Bürgerschaft ist, die Liste ließe sich lange fortsetzen.
Die Frage bleibt also weiter aktuell und aufzuklären: wieso starb Laye Condé, wieso starb Yaya Diabi, wieso akzeptieren die vermeindlich so lieberalen Städte Hamburg und Bremen derartige rassistische Praktiken?
Enough is enough!
Jaja Diabi ist nicht der erste junge Westafrikaner, der im Zuge der Kriminalisierung von BtM in Deutschland zu Tode gekommen ist. Auch Achidi John, Oury Diallo und auch Laye Condé haben den deutschen „Krieg gegen die Drogen“ nicht überlebt. Am 6. Juli berichtet die Initiative in Gedenken an Laye Condé aus Bremen über Ihre Aktionen, Klagen, Demonstrationen um den Tod von Laye Condé nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.
Beginn ist um 20°°, die Veranstaltung startet auf Englisch
Hier der Mobi-Flyer A5_Flyer zu Laye Condé 13.6.16
Demonstration vom 18.6.2016 ein Rückblick
Am Samstag den 18.6. fand eine kraftvolle und laute Gedenkdemonstration zum Tod von Jaja Diabi und gegen Polizeigewalt, rassistische Behandlung, Kontrollen und Inhaftierung statt.
400-500 Menschen machten in einer eindrucksvollen Demonstration deutlich, das in Hamburg nach dem Tod von Jaja Diabi nicht einfach zur Tagesordnung zurückgekehrt werden kann. Noch immer ist der Obduktionsbericht nicht veröffentlicht, und noch immer finden beinahe täglich Kontrolen und Razzien der sog. Task Force in St. Pauli Süd statt.
Beeindruckend war neben der tatsache das sehr viele Menschen, die von den Kontrollen betroffen sind, den Mut hatten an der demonstration teil zu nehmen, auch die Vielzahl der Redebeiträge denen mensch anmerken konnte, das es ein großes Bedürfnis in St.Pauli gibt eine Gegenposition zur Senatspolitik öffentlich zu machen.
Bilder und Videos der Demonstration finden sich z.B. auf der Facebookseite des Zongo
https://de-de.facebook.com/ZONGO-418118291657597/ ,
Am Rande der Demonstration wurde auf Höhe des Hamburger Berges von einem Passanten ein Hitlergruß gezeigt, was deutlich machte unter welchen Bedingungen, in welchem Umfeld vielen der Verkäufer arbeiten müssen. Jaja Diabi wurde genau an diesem Ort im Jannuar 2016 von der Polizei fest genommen.
Trotz diese Zwischenfalls, hat diese Demonstration vielen Menschen Kraft gegeben die Debatte um illegalisierte Drogen und Menschen weiter voran zu treiben.
Am Sonntag den 26.6. um 20°° findet ein Nachbereitungstreffen im centro sociale statt, bei dem neben vielen Bildern der demonstration auch Ideen gesponnen werden sollen, wie es jetzt weiter gehen kann.
Am 18.6. 2016 organisiert das Vernetzungstreffen zum Gedenken an Jaja Diabi und zahlreiche andere Gruppen eine Demonstration zum Gedenken an Jaja.
On June 18 a network of different groups organises a demonstration to commemorate Jaja. It will start at Park Fiction 1p.m.
Sie startet um 13°° am Park Fiktion und wird verschiedene Orte in St. Pauli passieren, die mit Jaja verbunden sind.
Um 16°° beginnt im Schanzenpark eine Kundgebung in Gedenken an Jaja, für alle, denen eine Demonstartion nicht die richtige Form des Gedenkens zu sein scheint.
At 4 p.m. a manifastation starts at Schanzenpark. It is thought to be a calm place for everyone who does not like to join the demo.
Twitter: #jajadiabi
Mobivideo der Antifa 309:
https://www.facebook.com/1557836074461029/videos/1796705470574087/
Aufruf zur Demonstration
englisch Aufruf Englisch
arabisch يكفي تعني يكفي
deutsch Genug_ist_genug!
französisch Assez_c´est_assez!
Der Aufruf als PDF Flyer
der Aufruf wird von folgenden Gruppen unterstützt
African Survival in Hamburg (ASUIHA),
ahoi, Hafenstraße
Angehörige Jaja Diabis
Anti-Atom-Büro Hamburg
Anwohner_innen Ini Balduintreppe
Arbeitskreis HAMBURG POSTKOLONIAL
Arca-Afrikanisches Bildungszentrum e. V.
ASTA Uni Hamburg
Auslända Connexion
Blog Decolonizing Hamburg
Buchhandlung im Schanzenviertel
Café Exil
Cannabis Social Club Hamburg e.V.
empower – Beratung für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt in Hamburg
Ermittlungsausschuss Hamburg (EA)
Flüchtlingsrat Hamburg
Gambia for Justice, Hamburg
GAPP(Gruppe antirassistischer Positionen und Praxen)
Gängeviertel Plenum
Hafengruppe Hamburg
Initiative für die Aufklärung des Mordes an Burak B.
Initiative in Gedenken an Laye Condé
Initiative in Gedenken an Oury Jalloh
Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland e.V. (ISD)
Karawane für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen
KOP Bremen / Kampagne für Opfer rassistischer Polizeigewalt
koZe-Plenum
Lampedusa in Hamburg,
Never Mind The Papers
noborder ffm
Sankt Pauli selber machen
Sous la plage
Tatort Kurdistan
UNITED PEOPLE
Volxküche Hafenstrasse
Zongo